Cho Oyu

8000er Expedition: Cho Oyu, Frühjahr 2018.

Cho Oyu: Nach Mount Everest der meistbegangene 8000er der Welt? – Nicht so im Frühjahr 2018. Mit kleiner und feiner Truppe konnten wir den Berg fast für uns alleine genießen.

Als erste Expedition waren wir am Berg und fingen an den Weg zu spuren und wo nötig abzusichern. Insgesamt waren gerade mal vier Expeditionen mit insgesamt um die 20 Bergsteiger in der Frühjahressaison unterwegs. Die 360°-Expedition von Rolfe hatte einige logistische Probleme wie ausfallende Sherpas und fallenden Rucksack. Dann gab es vier Lokalanbieter mit insgesamt sechs Teilnehmern, die am Berg nichts beizutragen hatten und von denen einer nicht zurückkehren sollte. Die schnelle und mit starker Sherpa-Unterstützung geprägte Expedition um Adrian Ballinger half den Weiterweg zum 2.Lager und zum Gipfel zu fixieren. Es zeigte sich mal wieder der grosse Unterschied, ob man mit oder ohne Flasche unterwegs war. Sie konnten bei relativ starkem Wind den Gipfel erreichen, während ohne Flasche nur zwei Tage für den Gipfelgang gut genug erschienen. Das erste Fenster war zu früh und das zweite Fenster ganz zum Schuss unserer Expedition. Kurzum: Wir hatten diesen beliebten Berg ziemlich für und allein. Und wir hatten ein spannendes Abenteuer!

SummitClimb Cho Oyu Team

Unsere Mannschaft für den Cho Oyu bestand aus:
  • Felix Berg, Expeditionsleiter
  • Florian Troeger
  • Uwe Hille
  • Eugenius Porwit
  • Roberto Gruner
  • Thomas Lercher
  • Dawa Jangbu Sherpa, Highcamp-Support
  • Dorje Lama Sherpa, Koch und Sidar
Das folgende Expeditionstagebuch entstammt dem Summit-Climb-Blog und dafür herzlichen Dank dem Chef-Blogger Florian Troeger.

Cho Oyu Report 2018

8-11. April, Kathmandu – Einreise Tibet
Nach unserer planmäßigen Ankunft in Kathmandu haben wir die drei Tage dort mit diversen Einkäufen und Vorbereitungen verbracht. Außer diesen Dingen war es im Grunde bis dahin eher eine kulinarische Reise, also Energiereserven mit leckerem Essen und Getränken auffüllen. Die Abfahrt in Richtung Tibet war für Mittwoch Morgen um 3 Uhr geplant, allerdings war der Fahrer nur bereit frühestens um 05:30 Uhr mit uns zu starten, was Manchen auch entgegenkam;-) …los ging es dann tatsächlich um 06:45 Uhr (This is Nepal). Syabru-Besi: Für die gut 100 km hierher haben wir mit unserem Bus mehr als 8 Stunden gebraucht. Es war auch mehr Gehopse als Fahren:-). Unsere Visas für Tibet sind leider doch nicht wie geplant gestern von Kathamdu gekommen. Sie sind derzeit aber auf dem Weg zu uns und wir können voraussichtlich morgen weiter über die Grenze nach Kyrong in Tibet. Mittlerweile hatte unsere Deutsch/Südtiroler-Truppe sich schon etwas besser kennengelernt und hatte jede Menge Spass!
13-15.April, Tibet - Tingri
Die Visa für Tibet haben uns dann noch rechtzeitig in Syabru-Bensi erreicht. Also ging es am 12.05. morgens um 7 Uhr zur Grenze nach Tibet. Der Grenzübertritt verlief ohne Komplikationen und wir haben alle wichtigen Ausrüstungsgegenstände rübergebracht;-) Um ca. 9 Uhr nach Nepali-Zeit bzw. gegen 11 Uhr Tibet-Zeit waren wir in Tibet. Leider war die Straße nach Kyrong, unserem Zielort für diesen Tag, wegen Geröllabgang blockiert und musste erst wieder freigeräumt werden. Also verbrachten wir dann doch, wenn auch schon auf tibetischer Seite ca. 10 h an der Grenze. Am Abend erreichten wir dann noch Kyrong (2800 m). Am nächsten Tag konnten wir ausschlafen und hatten dann noch die Chance einen Blick auf unser ganzes, vorausgesendetes Gepäck zu werfen, denn dort wurde Alles von Nepali-LKW auf China-LKW umgeladen. Allerdings mussten wir den Umladeplatz erstmal finden:-) Mittag sind wir dann direkt am Hotel losgezogen um wenigstens ein paar Höhenmeter zu machen. Zunächst folgten wir ein paar Pfaden, irgendwann schlugen wir uns dann weglos hochwärts durch dichten Wald und stießen wieder auf Bergwege. Nach und nach gelangten wir irgendwie immer höher und erreichten dann am späten Nachmittag eine Gipfel auf ca. 4200 m. Wurde dann doch erfreulicher Weise deutlich mehr als wir dachten. Der Aufstieg verlief spitze, alle Jungs waren gut drauf und wir hatten viel Spaß, gerade auf dem Gipfel ist das ein oder andere nicht ganz ernste Video entstanden… Um 19 Uhr waren wir wieder am Hotel. Ein letztes, leckers Essen und Bier in Kyrong. Am nächsten Tag ging es dann weiter mit den Minibussen über einen Pass 5236 m und weiter nach Tingri (4339 m). Kurz vor Tingri der erste Blick auf unser Ziel, der Cho Oyu: Wir sind hier in einem eher einfachen Hotel, bei guter Versorgung, und Bier gibt es hier auch noch;-) Gestern Abend haben wir dann endlich die erste Schafkopfrunde gestartet:. Heute heißt es nur ausruhen, viel trinken, bisschen spazieren, Karten spielen… und die Aussicht auf Cho Oyo und Mount Everest genießen!
15-18.April, Cho Oyu BC
Unser Cho Oyu Team ist im chinesisches Fahrerlager (auf ca. 4800 m.ü.M.) und erholt sich dort nach gestriger Akklimatisationswanderung auf knapp 5600 Meter Höhe. Für die nächsten Tage ist der Aufstieg ins ABC geplant.
19-23.April, Cho Oyu ABC (das eigentliche Basislager)
Nach drei Nächten im Base Camp sind wir dann mit einem Zwischenlager auf ca. 5350 m in zwei Tagen, mit Hilfe von einigen Yaks, in unser Advanced Base Camp auf ca. 5650 m aufgestiegen. Wir waren die erste Expedition im ABC und konnten uns schön einrichten. Mittlerweile sind außer uns noch drei weitere Expeditionen hier. Wir haben nun zwei Tage genutzt um uns einzurichten, uns weiter zu akklimatisieren, auszuruhen und heute die Puja zu feiern, ohne die auf keinen Fall aufgestiegen werden kann. Außerdem haben wir den heutigen Tag genutzt um Ausrüstung etc. zu packen, denn morgen wollen wir los und eine erste längere Tour am Berg zur weiteren Höhenanpassung, zum Hochlageraufbau und Route einrichten starten.
24-27.April, Cho Oyu Camp 1.5
Wir haben alle gemeinsam 3 Nächte im Lager 1 auf ca. 6300 m verbracht. Den ersten Tag haben wir nur geruht und an den beiden anderen Tage konnten wir die Route an den nötigen Stellen mit Fixseilen bis auf ca. 6600 m versehen und dort ein kleines Depot einrichten. Das Wetter war bis zum Nachmittag immer gut, nur dann kam immer sehr zügig Schneesturm auf, weswegen wir mit dem Fixieren auch nicht weiter voran kamen. Für alle eine spannende Zeit, immer wieder interessant wie der Körper so reagiert mit den Kopfschmerzen, Atmung und dem erhöhten Wasserlassen ;-). Trotzdem haben wir alle es gut überstanden und für zwei unserer Jungs war es auch ein persönlicher Höhenrekord. Am dritten Tag sind wir dann wieder ins ABC abgestiegen.
28.April - 1.Mai, Cho Oyu Camp 2
Insgesamt sind nur 19 Bergsteiger am Berg unterwegs, wobei wir die ersten sind. Einerseits super mit unserem Team die ersten zu sein und zunächst auch den Berg nur für uns zu haben, allerdings obliegt uns daher auch die Arbeit mit den Fixseilen. Unsere Gruppe teilte sich auf, um das 2.Lager einzurichten. Felix, Florian und Uwe erreichten nach ihrer Tour ins Lager 2 (7125 m) wieder wohlbehalten das ABC.
2.– 9.Mai, Cho Oyu Camp 2
Eugen, Roberto und Thomas waren am 02.05.18 mit Jangbu im ABC aufgebrochen und haben erst im Lager 1 und dann im Lager 2 übernachtet. Für alle drei war das Erreichen und auch Übernachten des Lagers 2 mit 7125 Metern ein absoluter Höhenrekord! Glückwunsch!!! Felix, Uwe und Florian sind nach einem Ruhetag im ABC am 03.05.18 ebenfalls im ABC aufgebrochen, um direkt ins Lager 2 aufzusteigen. Jedoch war der Wind bei Ankunft im Lager 1 zu stark, um weiter ins Lager 2 aufzusteigen, was Uwe und Florian entgegenkam. Denn der eine, vorherige Ruhetag bei der Höhe im ABC (5650 m) war dann doch etwas zu wenig zum Erholen;-) ..Am 04.05. sind alle (Felix mit Ausflug über Lager 2) wieder abgestiegen, wobei Roberto und Thomas noch eine Nacht im Lager 1 verbrachten und somit am 05.05.18 alle wieder wohlbehalten zurück im ABC waren. Felix, Eugen, Uwe und Florian entschieden am 05.05.18 aus dem ABC zum Mittelcamp abzusteigen, und von dort nach Tingri (4400 m) zu fahren, um etwas Luft zu holen und Kraft zu tanken für einen Gipfelversuch, denn die nächsten Tage war zu viel Wind für eine Besteigung angesagt. Drückt uns die Daumen für gutes Wetter, sodass wir unsere Chance bekommen! – Kraft und Motivation konnten wir in Tingri, bei der dicken Luft und Bier wieder tanken:-)
10.-15. Mai, Cho Oyu Finale
Nach Ihrem letzten Abstieg von Lager 2 hatten Roberto und Thomas bereits entschieden nicht mehr aufzusteigen und sind am 10.05.2018 aufgebrochen in Richtung Kathmandu und haben den Berg endgültig verlassen. Eugen, Felix, Uwe und Flo sind nach ihrer Ruhephase in Tingri am 10.05.2018 ebenfalls los, jedoch ins Lager 1. Während des Aufstiegs ins Lager 1 wurde es immer windiger bzw. stürmig. In der darauffolgenden Nacht im Lager 1 war das Schlafen aufgrund des Windes nicht wirklich möglich. Uwe entschied sich daher, und weil der Wetterbericht auch nur eine kleine Chance auf den Gipfel verspricht, abzusteigen - sehr Schade!!
Am 11.05 sind also Eugen, Felix und ich hoch zum Lager 2. In der letzten Steilstufe im Eis hatte der Wind über 80 km/h. Was ein Sturm. Im Lager 2 war Abends sehr schnell klar, dass wir unseren Plan, noch in der selben Nacht von dort in Richtung Gipfel zu starten nicht umsetzen können. Also Ausschlafen:-) …Nein, die Nacht war aufgrund des Windes und der Höhe wieder sehr ungemütlich:(-!!
Den 12.05. ruhten wir bei Sturm im 2.Lager. Der Wetterbericht war mittelprächtig und Expeditionsleiter Felix beschloss für den nächsten Tag, noch den besten der Vorhersage, einen letzten Versuch. Jedoch entschied Eugen nicht in Richtung Gipfel zu gehen, denn nach einem eventuellen Gipfelerfolg müssten wir aufgrund des Zeitplans so schnell wie möglich ins ABC und weiter Richtung Kathmandu. Die Yaks waren für Abmarsch 14.05.18 bestellt.
In der Nacht auf 13.05.18 starteten also Felix und Flo um ca. 02:30 Uhr gleichzeitig mit einigen anderen Bergsteigern aus dem Lager 2 in Richtung Gipfel. In den Nachtstunden war es noch kalt und etwas windig. Aber sobald es hell wurde, wurde es angenehmer und der Wind lies immer mehr nach. Florian hatte lange nicht mehr an einen Gipfelerfolg geglaubt, erst ganz kurz bevor wir tatsächlich oben standen. Um ca. 14:30 erreichten Felix und Flo gemeinsam und sehr glücklich den Gipfel!! Die Temperatur am Gipfel war bei ca. -25 recht warm. Zu dieser Zeit war über uns herrlicher Sonnenschein und kein Wind. Außenrum waren leider Wolken so hatten wir keine Aussicht, auch nicht auf den Everest nebenan. Aber das Wetter war viel besser als gemeldet oder gedacht:-)!!!

Abstieg-Heimreise-Non-Stop: Gegen 19:30 Uhr waren wir wieder Lager 2, wo wir uns Getränke machten und uns etwas ausruhten. Wir sind dann um 01:30 Uhr weiter abgestiegen zum Lager 1, Flo direkt weiter bis ins ABC und Felix am nächsten Morgen nach dem Lagerabbau. Wir sind noch am selben Tag, also am 14.05.18 um 14 Uhr zum Mittelcamp und waren dann auch um ca. 16 Uhr dort. Jedoch mussten wir dann dort bis 23 Uhr warten bis wir endlich mit den Autos in Richtung Grenze gestartet sind. This is Tibet:-) Wir sind dann nach Tingri gefahren, haben dort im Hotel gegessen und sind dann direkt weiter nach Kyrong. Dort kamen wir um ca. 5 Uhr morgens am 15.05.18 an. Wir hatten dann Hotelzimmer, allerdings haben wir die Zimmer nur zum Duschen genutzt. Denn nach gut 2 Stunden mussten wir weiter Richtung Grenze und Kathmandu. Der Grenzübertritt morgens um ca. 9 Uhr klappte ohne Probleme. Aber dann gehen die nepalesischen Straßen wieder los. Ein einziges "Gerumpel"... Kurz vor Kathmandu waren dann die Pisten aufgrund des Regens, der wohl in den letzten Tagen fiel, dermaßen miserabel, dass es zu Verzögerungen kam wegen Bussen und LKW, die stecken blieben... Langsam wurde es eng für die Heimflüge... Irgendwann ging es aber wieder weiter und wir waren dann am späten Nachmittag in Kathmandu. Im Hotel sind wir dann wieder auf Thomas und Roberto gestoßen, somit war das Team wieder vereint und gemeinsam heil wieder am Ausgangsort der Expedition. Nach einem kurzen Interview für Billi Bierlinger, Himalayan Database, sind wir Alle noch schnell gemeinsam Essen gegangen und haben noch schnell das ein oder andere Souvenir gekauft. Dann schon ab in den Flieger. Somit sind wir planmäßig am 16.05.18 zu Hause gelandet. Außer Felix, dessen Flug ein Tag später ging – puh… Doch noch alles geschafft:-)!